Jedes Jahr verleiht die Osnabrücker Biologie intern einen Preis an die beste Masterarbeit des Jahres. 2022 dürfen wir Julia Seimert und Melanie Trupp gratulieren, denn ihre Abschlussarbeiten haben die Jury ganz besonders überzeugt! Hier erfahrt ihr, womit sie sich die beiden ehemaligen Masterstudentinnen beschäftigt haben und was sie an dieser Herausforderung besonders fasziniert hat.

Wie im Jahr zuvor wurden auch in diesem Jahr zwei ehemalige Masterstudierende besonders geehrt: Während der traditionellen Weihnachtsansprache des Dekans im Rahmen der Weihnachtsfeier der Biologie am 14. Dezember 2022 wurde Melanie Trupp in der Kategorie "Organismisch ausgerichtete Arbeit" sowie Julia Seimert in der Kategorie "Biochemisch-molekularbiologisch ausgerichtete Arbeit" für ihre besonders guten Masterarbeiten ausgezeichnet.

 

Evolutionärer Landgang im Pflanzenreich

Titel: "Comparative analyses of NPR homologs in land plants", übersetzt: "Vergleichsanalyse von NPR-Homologen in Landpflanzen" von Melanie Trupp.

Der Preis für die beste Abschlussarbeit in der Kategorie "organismisch ausgerichtete Arbeit" wurde vom Dekanat gestiftet und vom amtierenden Dekan Prof. Dr. Michael Hensel an Melanie Trupp überreicht. Diese Arbeit wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Zachgo, Professorin für Botanik, angefertigt.

Die Entstehung einer terrestrischen Flora hat sich wahrscheinlich aus einer aquatischen Alge entwickelt und diversifiziert und stellte einen wichtigen evolutionären Übergang vom pflanzlichen Leben im Wasser zum Leben an Land dar. Während dieser Evolution haben verschiedene Pflanzengruppen spezifische Anpassungen an die neue Umwelt entwickelt, wie etwa Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger oder Blüten, die Insekten zur Bestäubung anlocken. Diese Prozesse werden unter anderem von Transkriptionsfaktoren, sequenzspezifische DNA-bindende Proteinen, die die Expression von Zielgenen steuern, sowie ihren Kofaktoren gesteuert. 

Die Gewinnerin des Masterpreises 2022, Melanie Trupp, steht unter Applaus der Fachbereichsmitglieder von ihrem Sitz im Hörsaal auf, um die Urkunde entgegen zu nehmen
© Dr. Felix Scharte | Universität Osnabrück

Es ist eiskalt. Wir ziehen uns Kleidung an. Es regnet. Wir öffnen unsere Regenschirme. Es wird gefährlich. Wir rennen. Es ist offensichtlich, aber Pflanzen können das nicht. Sie sind sesshaft und müssen mit Herausforderungen wie Kälte, Hitze, Trockenheit und Angriffen von Pflanzenfressern fertig werden. Vor etwa 600 Millionen Jahren kamen die Pflanzen aus dem Wasser und besiedelten das Land, wo sie mit vielen dieser neuen Stressfaktoren zurechtkommen mussten. Aber wie haben sie diese Umstellung bewältigt? Meine Faszination für die vielen Innovationen, die zu einer besseren Anpassung der Pflanzen an ihre Umwelt und damit zu einer größeren Pflanzenvielfalt geführt haben, motiviert mich, mit genetischen Methoden an ihnen zu arbeiten. Es ist total interessant, wie ein Gen, das für einen Transkriptionsfaktor kodiert, einen starken Einfluss auf die Pflanzenentwicklung ausüben und wie der Verlust eines solchen Gens zu dramatischen Auswirkungen auf den Phänotyp der Pflanze führen kann. Ich möchte das regulatorische Netzwerk der Transkriptionsfaktoren und ihrer Kofaktoren sowie die Signalwege besser verstehen und herausfinden, wie sich dies auf den Übergang vom Wasser zum Land auswirkte.  

In ihrer Masterarbeit hat sich Melanie insbesondere den Transkriptionskofaktor "NPR1" (NON-EXPRESSOR OF PATHOGENESIS-RELATED GENES 1) angeschaut, einen Kofaktor, der erstmals in terrestrischen Pflanzen auftaucht. Zu diesem Zweck arbeitete sie mit dem Modellorganismus "Marchantia polymorpha", einem Lebermoos. Dieser nimmt als Bryophyt eine aufschlussreiche phylogenetische Position in der Untersuchung des evolutionären Übergangs vom pflanzlichen Leben im Wasser zum Leben an Land ein. Marchantia polymorpha enthält nur ein NPR-ähnliches Protein (MpNPR) und ist daher ein idealer Kandidat, um die Funktionen dieses neuartigen Koregulator-Gens in diesem Bryophyten zu untersuchen

 

Die Transportmaschinerie der Zelle und ihre Fracht

Titel: "Determining the cargo spectrum of yeast SNX-BAR sorting complexes by vacuolar proteomics", übersetzt: "Bestimmung der Bandbreite an Frachtproteinen von SNX-BAR-Sortierkomplexen in Hefe durch vakuoläre Proteomik" von Julia Seimert.

Der Preis für die biochemisch-molekularbiologisch ausgerichtete Arbeit für Julia Seimert wurde von Promovierenden unseres Fachbereichs in ihrer Funktion als Junior-GBM-Mitglieder (Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V.) gestiftet und überreicht. Ihre Masterarbeit wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Florian Fröhlich (Bioanalytische Chemie) angefertigt.

Die Gewinnerin des Masterpreises 2022, Julia Seimert, hält ihre Urkunde vom Masterpreis und steht umringt von Mitgliedern der jGBM Osnabrück und dem Dekan Prof. Hensel. Alle lächeln freundlich in die Kamera.
© Jan-Hannes Schäfer | Universität Osnabrück

Am faszinierendsten finde ich, dass unser systematischer Ansatz uns sowohl einen Eindruck von den allgemeinen Transportwegen vermittelt als auch die Identifizierung einzelner Frachtproteine ermöglicht. Dadurch konnten wir neue Zusammenhänge zwischen verschiedenen Wegen finden und auch mit der Untersuchung von Proteinen mit bisher unbekannter Funktion beginnen.

Während ihrer Masterarbeit hat sich Julia auf die Rolle der sog. "SNX-BAR-Trafficking-Komplexe" konzentriert, die als Multiproteinkomoplexe den retrograden, d.h. den rückwärts gerichteten Transport von Proteinen vom Endosom zum Golgi vermitteln. Ihre allgemeine Funktion ist recht gut bekannt, aber die Transporte im endovaskulären System wurden bisher nur anhand von Modellproteinen charakterisiert. Mit Hilfe eines Ansatzes namens "QPreVail", welcher auch in der Arbeitsgruppe Fröhlich etabliert wurde, konnte sie analysieren, mit welchen Proteinen dieser Trafficking Komplex beladen werden kann.

 

Zu den Preisen: Die Ausschreibung der Masterpreise wird von Prof. Dr. Christian Ungermann organisiert. Die Lehrenden der Osnabrücker Biologie sind aufgefordert, exzellente Masterarbeiten unter ihrer Betreuung zu nominieren. Aus den Vorschlägen wählt eine Jury die beste Arbeit im molekularen Spektrum sowie die beste Arbeit im organismischen Spektrum der Biologie aus.