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Exkursion an den Gülper See und ins Havelländische Luch
Seeadler, Großtrappen und Wiedehopfe
Auch in diesem Jahr erforschten wieder Osnabrücker Biologiestudentinnen und -studenten die Tierwelt am Gülper See. Ausgangspunkt aller täglichen Beobachtungstouren war die Ökologische Station der Universität Potsdam in Gülpe.
Der sogenannte Hünemörderhof liegt als Einzelgehöft mitten in der Überflutungsaue der Havel. Wir konnten dort, dank der Gastfreundschaft der Universität Potsdam und der äußerst freundlichen und hilfreichen Unterstützung der zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Frau Dr. Geißler, Katia März und Herrn Schlüter, Quartier beziehen.
© Jonas Olbrich | Universität OsnabrückDie Ökologische Station der Universität Potsdam in Gülpe.
Bereits am Ankunftstag entdeckten wir die ersten Fisch- und Seeadler rund um den Gülper See (siehe Headerbild). In den nächsten Tagen hörten und beobachteten wir dann über 80 Vogelarten. Am Grützer Bogen entdeckten wir beispielsweise Löffel-, Krick-, Knäk-, Pfeif-, Schnatter-, Stock- und Reiherenten. Einige Exkursionsteilnehmer beobachteten sogar die aus ihren Wintergebiete zurückkehrenden ersten Wiedehopfe. Vom großen Beobachtungsturm am Gülper See konnten wir das Verhalten eines Seeadlerpaar mit einem Jungvogel beim Fressen studieren. Ein weiterer Höhepunkt war unsere Fahrt ins Havelländische Luch zu den Großtrappen. Großtrappen sind in Deutschland äußerst selten, nur etwa 150 Paare brüteten 2022 in Deutschland, fast alle im Havelländischen Luch, den Belziger Landschaftswiesen und dem Fiener Bruch. Daher war es ein großartiges Erlebnis, den Großtrappenmännchen bei der Balz zuschauen zu dürfen. Großtrappen sind übrigens die weltweit schwersten flugfähigen Vögel überhaupt.
Rohrschwirle (Locustella luscinioides) sind in Europa weit verbreitet, als Langstreckenzieher überwintern sie zwischen dem Südrand der Sahara und dem Nordrand des afrikanischen Regenwaldes. Bei uns in Deutschland brüten Rohrschwirle in Verlandungszonen von Seen und Mooren, wo er nach Spinnen und Insekten sucht. Sein ungewöhnlicher Gesang erinnert an das Schirren von Heuschrecken.
Einen akustischer Höhepunkt bot uns ein sich in bester Pose präsentierender Rohrschwirl im Schilf der Linumer Fischteiche. Sein Gesang erinnert an das Zirpen von Heuschrecken. Einmal gehört, wird man einen Schwirl immer wieder erhören.
Am zweiten Abend unserer Exkursion nutzen wir die Windstille und die warmen Witterungsbedingungen für den Fledermausfang direkt an der Ökologischen Station aus. Unser Gastdozent Carsten Dense erläuterte den Studierenden die heute üblichen Fang- und Monitoringmethoden. Natürlich wurde zuvor eine Genehmigung für das Aufstellen von Fangnetzen eingeholt. Bei dieser Gelegenheit erhielten wir wie bereits im Vorjahr freundschaftliche und kollegiale Unterstützung durch örtliche Fledermausexperten.
© Prof. Dr. Achim Paululat | Universität OsnabrückAn der Biologischen Station leben Zwergfledermäuse, Rauhhautfledermäuse und Abendsegler. Studierenden hatten die Gelegenheit, beim Fledermausmonitoring zuzuschauen.
© Prof. Dr. Achim Paululat | Universität OsnabrückRauhautfledermäuse (Pipistrellus nathusii), wiegen nur 6-10 Gramm, ernähren sich von Insekten, und nehmen Quartier in schmalen Mauer- oder Gebäudespalten. Rauhautfledermäuse überwintern gerne in Holzstapeln oder Baumhöhlen.
Klaus Thiele (ehrenamtlicher Fledermausberinger aus Berlin), Bea Koch (Nationalpark-Rangerin Gülper See), Dr. Mia Lana Luehrs (Inhaberin eines in Gülpe ansässigen Planungsbüros) und Prof. Dr. Melanie Dammhahn (Lehrstuhl für Wildtierbiologie an der WWU-Münster) unterstützen uns beim Fangen und Bestimmen der Fledermäuse. Vielen Dank für Eure Hilfe. Wir freuen uns, Euch nächstes Jahr wieder dabei zu haben. Bei dieser Gelegenheit wurden übrigens Rauhautfledermäuse von Klaus Thiele beringt.